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Nachlese zum EREV-Forum POE in Wittenberg

Erneut durfte ich gemeinsam mit Andrea Zander vom 24.-26. September in Wittenberg durch ein wirklich spannendes und abwechslungsreiches EREV-Forum für Personal- und Organisationsentwicklung moderieren, dieses Mal zum großen Thema „Brennpunkt Personal“.

 

 

Wir starteten mit der Moral von der Geschicht, und zwar mit einem Vortrag von Sozialethiker Andreas Lob-Hüdepohl zu Resilienz in moralischen Belastungssituationen (Stichwort Fachkräftemamgel). Mitgenommen habe ich, wie wichtig es ist, dass wir den Reflex der „bürgerlichen Kälte“ (Adorno/Horkheimer) vermeiden und statt professioneller bzw. organisatorischer Kälte gerade Soziale Organisationen als Ethikorganisationen entwickeln.

 

Im Vortrag von Fabian Semsarha lernte ich, wie Vereinbarkeit als ein Aspekt moderner Personal- und Organisationsentwicklung praktisch umgesetzt werden kann. Zum Beispiel, indem entsprechende Bedarfe dialogisch und partizipativ erschlossen werden und die Umsetzung zunächst pilotiert wird, statt sie gleich auszurollen. 

 

Am nächsten Morgen konnte Elisabeth Riebenbauer in Ihrem Vortrag gut verdeutlichen, dass die in sozialen und pädagogischen Arbeitsfeldern vielbeschworene Selbstreflexion alles andere als selbstverständlich ist und es entsprechende Rahmenbedingungen und Rituale in Teams und Organisationen braucht (z.B. 6-Minuten-Tagebuch), um Selbstreflexion zu fördern. 

 

Im Vortrag von Antje Freyht ging es um die Frage, warum Veränderungsprozesse scheitern und wie man Menschen dazu bringt, aufzustehen und mitzumachen, statt – selbst bei ungemütlich werdenden Rahmenbedingungen – am Status Quo festzuhalten (Boiled-Frog-Phänomen). Ein neues Buzzword habe ich auch gelernt: B (brittle) A (anxious) N (non-linear) I (incomprehensible), VUKA war gestern.

 

Nachmittags wurde zum ersten Mal im Rahmen des Forums ein Barcamp angeboten. Ich habe u.a. zur Frage mitdiskutiert, inwiefern sich im Personalbereich durch intelligente Priorisierung der stetig wachsenden Anforderungen (wissenschaftliche Erkenntnisse, rechtliche Änderungen, Datenschutz, Arbeitsschutz, Digitalisierung etc.) Entlastung bewirken lässt und wie das konkret aussehen könnte.

 

Am folgenden Tag stellte Peter Cloos uns in seinem Vortrag spannende Erkenntnisse zu multiprofessionellen und heterogenen Teams vor. Ich lernte, dass wir eigentlich alle selber schon Multiprofessionelle sind, dass Multiprofessionalität eine fortwährende Grenzarbeit erfordert und dass die Egozentrierte Netzwerkkarte ein passendes Reflexionstool im Kontext von Multiprofessionalität ist.

 

Abschließend erläuterte Kristina Willjes in ihrem systemtheoretisch fundierten Vortrag, weshalb Organisationen entgegen dem aktuellen Managementdiskurs gut daran tun, ihre Mitarbeitenden gerade nicht in den Mittelpunkt stellen, da diese Personalisierung die Gefahr birgt, die formalen Rahmenbedingungen und Strukturen der Organisation aus dem Blick zu verlieren, die das Handeln der Einzelnen prägen. 

 

Ach ja, guten Austausch und gutes Bier gab es natürlich auch (Zusammenkunft im Brauhaus), das Essen im Hotel Marthas war wie immer wunderbar und ich habe mir beim kompensatorischen Joggen in der wilden Auenlandschaft an der Elbe ordentlich die Füße nass gemacht. 

 

Fazit: Ihr habt was verpasst! ;-)

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